Stressmanagement Guide: Warum du Stress hast, was dieser mit dir macht, wie du ihn loslassen kannst

Hallo ihr Lieben, mein Name ist Katharina Wagner und ich bin selbstständige Trainerin für Stressmanagement und Burnoutprävention und mache gerade meinen Master in Gesundheitsförderung und Gesundheitspädagogik auf der Uni for Life in Graz. Ich habe mir zum Ziel gesetzt Burnouts und weitere stressbedingte Krankheiten in unserer Gesellschaft zu reduzieren. Weil ich überzeugt bin, dass diese Krankheiten, mit dem richtigen Mindset und der richtigen Aufklärung und Begleitung zu 100% vermieden werden können! Und mentales Training ist der Schlüssel dazu!

Ich habe mich irrsinnig gefreut, als Lisa mich gefragt hat, ob ich nicht vielleicht einen Gastbeitrag für Business Basic zu den Themen “Mentale Gesundheit” und “Stressbewältigung in der Selbstständigkeit” schreiben mag.

Meine Arbeit als Mentaltrainerin und Trainerin für Stressmanagement konzentrieren sich darauf, Menschen zu befähigen, sich selbst so oft wie möglich in den Zustand der Kohärenz zu bringen; der Zustand tiefster Zufriedenheit und Verbundenheit; wo wir direkten Zugriff zu unserem vollsten Potential und all unseren Fähigkeiten haben; wo Denken, Fühlen und Handeln zu einer Einheit werden und wir unseren Körper und Geist bestmöglichst vor allen möglichen Krankheiten schützen können.

In diesem Artikel erzähle ich euch was Kohärenz genau ist und wie ihr Kohärenz in eurem Business und Leben schaffen könnt. Aber starten wir jetzt erst mal mit den Basics: 

Was bedeutet es mental gesund zu sein?

Müssen wir die ganze Zeit glücklich sein und Freudensprünge machen, um mental gesund zu sein? Oder sind wir schon mental gesund, wenn wir keine psychischen Krankheiten wie z.B. Depressionen, Neurosen oder Panikattacken haben?

Laut der Gesundheitsdefinition der WHO (World Health Organisation) ist Gesundheit "nicht bloß Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen, sondern der Zustand völligen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens".

Zum Einen heißt das, dass wir per Definition noch nicht unbedingt gesund sind, nur weil wir derzeit  physischen oder psychischen Krankheiten haben. Und zum Anderen, dass man die mentale Gesundheit nicht von der körperlichen Gesundheit trennen kann. Der Körper und der Geist sind eine Einheit. Geht es uns körperlich schlecht, wird es uns auch mental nicht gut gehen und wenn es uns mental nicht gut geht, wird es uns, früher oder später, auch körperlich nicht mehr gut gehen. Wir funktionieren und definieren uns nur durch diese Symbiose.

Unser Gehirn und unser Geist haben sich nur so stark weiterentwickelt, damit die Überlebensfähigkeit des Körpers gewährleistet ist. Und nun muss unser Körper zusätzlich mithelfen, damit unser Gehirn und unser Geist vorsorgt ist und gut funktioniert. 

... wenn das Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit bildet und Erwartungen mit den Realitäten übereinstimmen, wenn nichts stört und man sich eng mit anderen, der Natur oder gar mit dem Universum verbunden fühlt.
— Gerald Hüther, Neurobiologe

Das Problem mit unserem enormen Energieverbrauch im Gehirn.

Im Ruhezustand verbraucht unser Gehirn bereits schon 20 Prozent der vom Körper bereitgestellten Energiereserven. Wenn jetzt noch unsere vielen mentalen Prozesse dazu kommen; wenn man über etwas nachdenkt, ein Problem zu lösen versucht oder gar eine schwierige Entscheidung treffen muss, steigt unser Energieverbrauch rapide an.

Je komplexer das Problem ist und je größer die Unstimmigkeit in unserem Gehirn - die Lücke zwischen unserer Erwartung und unserer wahrgenommenen Realität ist - desto mehr feuern die Neuronen im Gehirn wie wild durcheinander und desto größer wird der Energieverbrauch! Bei Angst oder Gefahr schießt der Energieverbrauch dann letztendlich komplett durch die Decke.

Diese energie-saugenden Zustände im Gehirn nennt man Inkohärenzen. Und ab einem bestimmten Punkt kann dieser Zustand lebensbedrohlich sein, denn unsere zur Verfügung stehende Energie hat Grenzen. 

Unser Organismus muss sofort reagieren, um die Energie bereit zu stellen, die unser Gehirn in solchen Zuständen benötigt, andernfalls ist unser Überleben in Gefahr. Damit das Gehirn, die Energie erhält, die es braucht ist einzige Lösung des Körpers unseren gesamten Energiehaushalt im Körper umzukrempeln und umzuverteilen. Und die Reaktion, die daraufhin in unserem Körper passiert ist die oft benutzte Stress-Reaktion.

In einer Stressreaktion werden Signale von unserem Gehirn ausgeschüttet, die unseren Körper mithilfe der schlagartigen Freisetzung von Adrenalin, Cortisol und weiteren Botenstoffen in Sekundenschnelle in diesen “Notfallmodus” bringen, wo unser Energiehaushalt umverteilt wird, sodass unser Gehirn und unsere großen Muskelgruppen bestmöglichst mit Energie (Nährstoffe und Sauerstoff im Blut) versorgt werden. 

So werden zum Beispiel die Herzschlagrate und der Blutdruck erhöht, die Blutgefäße zum Herz, Gehirn und großen Muskeln erweitert und die Gehirndurchblutung gesteigert. Damit auch die Energie wirklich dort ankommt wird der Stoffwechsel angekurbelt damit die Leber und die Fettdepots ihre Energiereserven ins Blut abgeben.

Alles was in diesem “Notfallmodus” nicht unmittelbar gebraucht wird, wird heruntergefahren und in ihrer Priorität herabgesetzt. Zum Beispiel werden die Blutgefäße zur Haut, zu den Händen und den Füßen, den Sexualorganen und zum Verdauungstrakt verengt und zusammengezogen, damit der Blutfluss schön dorthin läuft, wo er jetzt am dringendsten gebraucht wird. Dadurch wird aber unsere Verdauung und unser „Liebesleben“ ziemlich lahmgelegt. 

All diese Veränderungen sind die typischen Stress-Warnsignale, die wir auch bei uns selbst wahrnehmen können.

Und all das nur, weil das Gehirn gemeldet hat, dass es nun mehr Energie braucht, um eine bestimmte Situation zu bewältigen. Wahnsinn oder?

An sich ist unser Körper ja darauf ausgelegt diese Stressreaktionen mehrmals im Leben komplett unbeschadet zu durchleben. Solange – sie überschaubar bleiben. Die Dosis macht das Gift!

Sind wir zu lange in diesem “Notfallmodus”, könnt ihr euch wahrscheinlich vorstellen, was da passiert, wenn unser Magen-Darm-Trakt über so lange Zeit unterversorgt, die Hormondrüsen und unser Immunsystem überstrapaziert, der Blutzuckerspiegel und unser Blutdruck dauerhaft erhöht ist und dazu noch einige Blutgefäße verengt sind. Irgendwann bricht das System zusammen und das Reizdarm-Syndrom, Diabetes, Herzinfarkt und alle möglichen Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten können die Folge sein.

Und auch wenn die Stressreaktion vielleicht nur kurzzeitig ausgelöst wurde, aber zu heftig und intensiv war, gibt es langfristige Schäden in unserem System. 

Die Dosis macht das Gift – die Häufigkeit, die Dauer und/oder die Intensität der Inkohärenzen im Gehirn entscheiden!

Wie können wir also unseren Stress loslassen oder sogar vermeiden?

Viele Leute verstehen unter Stressmanagement das Vermitteln von Entspannungstechniken und Zeitmanagement-Tools, doch es ist viel, viel mehr. Für mich bedeutet Stressmanagement gleich Energiemanagement! In erster Linie müssen wir, dort wo es uns möglich ist, unseren Energieverbrauch im Gehirn so gering wie möglich zu halten. Denn dann wird dieses Stress-Alarmsignal viel seltener an unseren Körper geschickt. 

Dieser Zustand, wo wir so wenig Energie wie möglich im Gehirn verbrauchen, wo alles aufgeräumt und still ist, nennt man Kohärenz.

Der Neurobiologe Gerald Hüther beschreibt diesen Zustand als “ … wenn das Denken, Fühlen und Handeln eine Einheit bildet und Erwartungen mit den Realitäten übereinstimmen, wenn nichts stört und man sich eng mit anderen, der Natur oder gar mit dem Universum verbunden fühlt“ - dann erleben wir diesen wunderbaren energiesparenden und befriedigenden Zustand.

Auch der Soziologe Aaron Antonovsky hat den Begriff „Kohärenzgefühl” geprägt und identifizierte drei Schlüsselfaktoren, die gegeben sein müssen, damit ein Mensch dieses Gefühl erlebt: 

  1. Handhabbarkeit: Ich habe genug mir zur Verfügung stehende Ressourcen, um mein Leben gestalten und bewältigen zu können (Zeit, Kraft, Energie, Know-how, Geld)

  2. Verstehbarkeit: Ich nehme die Ereignisse der Welt als geordnet, vorhersehbar und erklärbar wahr (nicht als chaotisch, zufällig oder willkürlich)

  3. Sinnhaftigkeit: Ich sehe einen Sinn im Leben und dass es sich lohnt, in etwas Energie zu investieren. Ich kann etwas gestalten und bewirken. 

    Im Umkehrschluss bedeutet das jetzt aber auch, dass immer wenn wir das Gefühl haben, nicht genug Ressourcen zur Verfügung zu haben, „Handhabbarkeit“ nicht gegeben ist -  wie z.B. zu wenig Zeit für einen Auftrag, zu wenig „gefühlte“ Kompetenzen, zu wenig Geld für unsere Erwartungen und Wünsche -  und wir somit sehr inkohärent im Gehirn sind.

In diesen Bereich fallen auch alle Ängste. Die Angst, was wohl die anderen Menschen von uns Denken mögen; die Angst, nicht gut genug zu sein; zu wenig zu haben; zu wenig zu wissen; dass, die Konkurrenz uns überholt; man immer zu langsam ist, genauso wie die Angst, die uns überkommt, wenn wir uns in schwierigen Situationen befinden, in denen wir uns bewegungs- und handlungsunfähig fühlen.

Auch wenn es vielleicht nur der goldene Käfig unserer Erwartungen ist, der uns gefangen hält - das macht für unser Gehirn keinen Unterschied und führt zum gleichen Stress wie in einer realen Gefahrensituation. 

Es bedeutet auch, dass, wenn uns etwas unvorhergesehen trifft und wir aus allen Wolken fallen, weil wir nicht verstehen konnten, wie es dazu kam. wenn die „Verstehbarkeit“ nicht gegeben ist, wir ebenso sehr inkohärent und wenig energieeffizient im Gehirn sind. In diesen Bereich fällt auch der ganze Ärger und die Wut, die uns überkommen, wenn etwas so ganz anders wird, als wir uns das erwartet haben -  sei es der geplante Produkt-Launch, das Wetter, die nicht erwiderte Liebe oder das Leid, das wir in der Welt wahrnehmen.

Und zu guter letzt noch das Thema mit der Sinnhaftigkeit. Wir müssen fühlen, dass es sich lohnt, die eigene Energie in die gestellten Anforderungen und Probleme zu investieren. Es muss ein Warum geben, das uns antreibt. Etwas, dass uns inspiriert und motiviert. Jeder Mensch strebt nach dem Gefühl nützlich zu sein und gebraucht zu werden. Das war für unsere Evolution und das Zusammenleben in Gemeinschaften so immens wichtig, dass wir dafür mit einer Menge Glücksbotenstoffe im Gehirn belohnt wurden und noch immer werden. Wenn wir uns nur um uns selber kümmern, keine Verantwortung für uns und anderen übernehmen, es uns zu gut geht, wir uns dauernd schonen und vor Anforderungen drücken oder unterfordert sind, wir anteilnahmslos und apathisch durch Leben wandern, führt dies ebenso zu Inkohärenzen im Gehirn.

Dich wieder selbst kennenlernen

Im Stressmanagement geht es um das Austesten unserer Belastbarkeit und das Respektieren unserer eigenen Grenzen. Es geht um ein Wiederkennenlernen von uns selbst. Es geht um einen schonungslos-ehrlichen Umgang mit uns selbst, durch den wir zu den Wurzeln unserer Probleme vordringen können, uns unsere eigenen Bewertungen bewusst machen und die Lücken der Handhabbarkeit, Verstehbarkeit und Sinnhaftigkeit unseres Lebens schließen. 

All meine Anstrengungen als Mentaltrainerin und Trainerin für Stressmanagement laufen hier zusammen und konzentrieren sich darauf, Menschen zu befähigen, sich selbst so oft wie möglich in den Zustand der Kohärenz zu bringen. In den Zustand tiefster Zufriedenheit.

Alles Liebe, eure Kathi

Bonus für dich: Hier findest du einen kostenlosen Download um dein Kohärenz-Gefühl zu ermitteln, die “Sense of Coherence”-Skala.

Das PDF umfasst 29 Fragen zu den drei Grundkomponenten des Kohärenzgefühls: Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit. Dieser Fragebogen wurde in etlichen Studien bereits evaluiert und immer wieder quergeprüft. Es wurde immer wieder bestätigt, dass die psychische Gesundheit positiv mit dem Kohärenzgefühl korreliert. Personen mit einem hohen SOC haben ein geringeres Risikopsychische Probleme zu entwickeln als Personen mit einem niedrigen SOC (Sence of Coherence).


 

Dipl. Ing. Katharina Wagner, Dipl. Mentaltrainerin, Dipl. Burnout-Präventionstrainerin und Gründerin von MINDKRAFT - dein mentales Fitnessstudio.

Dich interessieren Themen wie mentale Gesundheitsförderung, Persönlichkeitsentwicklung, Mentaltraining und Stressmanagement? Du willst vital, resilient und zufrieden sein? Auf meinem Blog findest du viele interessante Artikel dazu,


Katharina Wagner, mindkraft.at

 
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